19. August 2014
Ich habe ein Französisch-Trauma, leider.
Beim Thema Romandie oder Westschweiz wird mir das immer wieder bewusst.
Während Hochdeutsch und Englisch relativ leicht über die Lippen kommen, verursacht der Versuch, Französisch zu sprechen, eine schwere Zunge und ein Knoten im Magen.
Auch ein dreimonatiger Therapieversuch in Paris hat keine Besserung gebracht.
Meine Psychologie-Lehrerin riet, man solle sich in jemanden verlieben, der diese Sprache spricht.
Das hat leider auch nicht geklappt (sowohl das Verlieben als auch das Französischlernen).
Deshalb habe ich lange um die Ferien-Destination in der Westschweiz einen Bogen gemacht.
Ein fataler Fehler, muss ich hier kleinlaut gestehen.
Ich lege jedem eine Reise in die Romandie wärmstens ans Herz!
Hier 2 von insgesamt 4 Tipps, um die Romandie besser kennen zu lernen:
Einen passenden Einstieg in die Jura-Region bietet – Solothurn!
Allerdings besteht hier die Gefahr, dass man hängen bleibt. Die Barock-Stadt ist einfach klasse und lässt dieses Klischee vom Laisser-faire ennet des Röstigrabens schon erahnen.
Die Fahrt über den Weissenstein ist extrem abenteuerlich. Hat man erst einmal den Anstieg mittels Serpentinen-Strasse auf die Passhöhe geschafft, ist es, als ob man in ein grünes Meer eintauchen würde. Die Hügelketten des Juras wirken wie Wellen, und man kann eigentlich nichts anderes tun als hineintauchen und hoffen, die Strassen und Tunnel führen irgendwo hin.
Zum Beispiel nach: Porrentruy!
Nanu? Im westlichsten Winkel der Schweiz, völlig abgelegen von allen Zentren oder wichtigen Verkehrsachsen liegt so ein schmuckes Städtchen?
Unglaublich, aber wahr.
Schloss, Barockbauten und viele Häuser aus der Belle Epoque – die Altstadt ist unglaublich malerisch und mit vielen Details bestückt. Warum sich ein solches Kleinod in dieser Abgeschiedenheit befindet? Porrentruy hat schon einige Male im Verlaufe der letzten Jahrhunderte eine Hauptrolle gespielt. So war der Ort beispielsweise Hauptstadt der Raurakischen Repulik (vor mehr als 200 Jahren), oder lag bis zum Beginn des ersten Weltkrieges an der wichtigsten Schienenroute nach Paris. Porrentruy hätte auch Hauptort des Kantons Jura werden sollen – hätte sich nicht Delémont vorgedrängt …
Pruntrut ist aber trotz historischer Blütezeiten kein Openair-Museum, hier wird wirklich gelebt, und zwar sehr gesellig!
Um das Städtchen mit rund 6’000 Einwohnern etwas besser kennen zu lernen, empfiehlt sich der Circuit Secret.
Im Office du Tourisme (Jura Tourisme an der Grand-rue 5) bekommt man für 20 Franken einen speziellen Schlüssel ausgehändigt, mit welchem man auf dem geheimen Rundgang die Geschichte der Stadt entdeckt. Es bleibt aber längst nicht beim Schnuppern an altem Gemäuer: An mehreren Stellen warten kunstvolle Klang- und Bild-Installationen auf die Besucher.
So unterhaltsam und so anders als herkömmliche Stadtrundgänge oder Führungen!
Ich bin sicher, dass der Circuit Secret irgendeinen Kultur- oder Tourismuspreis gewinnen wird.
Kleine Jura-Rundfahrt
Die Tour beginnt in Neuchâtel und führt über Le Landeron am Bielersee zum ersten Etappenziel: Einem Berg namens Chasseral.
Der Chasseral liegt rund 1’600 M.ü.M. und gehört zum gleichnamigen Naturpark. Hier oben hat man – nebst der Option ein Fondue zu essen und die fantastische Aussicht zu geniessen – die Möglichkeit sich ein umfassendes Bild von der Topographie der Region Jura zu machen: Bieler, Murten- und Neuenburgersee liegen im Osten und Süden, im Westen die Klusen, Bergfalten Hügelketten des Juras mit den Windrädern auf dem Mont Soleil. Auf dem Chasseral kann man noch weiter staunen, beispielsweise über die Gümmeler, welche sich die enge Strasse hochgekämpft haben. Über Hängegleiter, welche hier oben starten, oder über die vielen Ausflüger am Wochenende.
Weiter geht die Fahrt in Richtung La-Chaux-de-Fonds. Vorher lohnt sich ein Halt in Dombresson – hier steht tatsächlich ein 24-h-Fondue-Raclette-Automat vor der Laiterie!
Wer keine Lust auf Käse hat, kehrt im Maison de la Commune ein. Nicht vom äusseren Anschein oder der Website abschrecken lassen! Monsieur Stangl hat sich 15 Gault-Millau-Punkte erkocht!
La-Chaux-de-Fonds ist keine Liebe auf den ersten Blick. Die Stadt liegt rund 1’000 M.ü.M. und wirkt auf den ersten Blick recht abgelebt.
Es wäre allerdings sehr schade, hier nur die Spuren von Corbusier suchen zu wollen – seinen typischen Stil hat er sowieso erst nach seiner Zeit in La-Chaux-de-Fonds entwickelt.
Die Stadt ist voll von Trouvaillen aus der Belle-Epoque: Häuser, Erker, Balkone, Eingangstüren … alles mit hundertjährigem Shabby-Charme.
Ein Replik der ganz besonderen Art ist übrigens das Einkaufzentrum „Metropole“ im Zentrum der Stadt, das ganz im Stil des Goldenen Zeitalters erbaut ist – mit der typischen Farbkomination von Mintgrün und Rosa und vielen Spiegeln. Disneyland à la Romandie!
Was man in La-Chaux-de-Fonds machen sollte: Den rund 15-minütigen Film über die Entstehung der Stadt und der Uhrenindustrie zu sehen, und zwar im Espace de l’urbanisme horologer an der Rue Jacquet-Droz 23! Ein unglaublich eindrücklicher Film – nachher weiss jeder, warum ausgerechnet La-Chaux-de-Fonds zum UNESCO-Welterbe gehört!
Im Anschluss kann man nach Neuchâtel zurückkehren. Einmal mehr lohnt sich aber das „Hängenbleiben“: wer durch die umliegenden Dörfer fährt, wird feststellen, wie international die Region auch heute noch ist. Uhrenmarken wie Rolex, Tag Heuer, Ebel, Longines, Tissot haben auch heute noch mehr oder weniger intakte Fabriken in der Umgebung.
Ein sehr informativer Film über die Schweizer Uhren-Industrie (im Besonderen Nicolas Hayek, den Begründer der SWATCH) von SRF kann man online anschauen: hier.
Nächste Woche: 2 Tipps für die Region Neuchâtel!
tönt extrem spannend und sehr schöne Bilder!
Die nächsten Herbstferien kommen ja bald. Vielleicht überwinde ich nach diesem interessanten Blogbeitrag auch meine Französisch-Blockade ;-)
Liebe Pia
Cooles Titelbild- gefällt mir sehr gut! Wie hast du die tollen Wassertropfen gemacht?
Die Wassertropfen sind Brillianten als png-Dateien!
Wenn ich es mir so überlege … die Brillis/Wassertropfen kann man leicht auch mit Illustrator oder Photoshop selber machen. Melde dich, wenn du mehr wissen möchtest!